Vietnam

Wenn es ein Symbol für Vietnam gibt, dann ist es für mich ab jetzt das Moped. Die Straßen von Vietnams Städten sind gefüllt mit surrenden und hupenden Zweirädern, die kreuz und quer in der Gegend herum irren und sich durch die engsten Gassen durchquetschen. Geparkt wird die Honda auch überall wo irgendwie Platz ist und am Abend steht das Ding dann selbstverständlich im Hauseingang oder auch gern im Wohnbereich neben dem Fernseher oder dem Herd.

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Eingehüllt in einer Geräuschwolke von den Straßen, streift man durch die Hauptstadt Hanoi oder Saigon, während dessen man von allen Seiten Kaufempfehlungen für alles mögliche bekommt. ‘Buy something, sir!’ oder einfach ganz kurz nur die Frage nach ‘Motor bike?’ sind die handelsüblichen Verkaufssprüche mit denen versucht wird ein Geschäft anzubahnen und den Touristen die Dong (Vietnamesiche Landeswährung) oder Dollar aus der Tasche zu ziehen. Nichtinformierte zahlen dann gern mal das zehnfache des ortsüblichen Preises oder zum besprochenen Preis gesellen sich plötzlich noch zu bezahlende Extras hinzu, um die dann gestritten werden darf. Manipulierte Taximeter, die im Sekundentakt lossprudeln wie ein Einarmiger Bandit aus einem Las Vegas Casino; nicht erhaltene Leistungen die ‘versehentlich’ auf die Rechnung gelangen oder Miniportionen im Restaurant – die Kreativität zu mehr Geld zu kommen ist hier groß. Für Westler oft der Gipfel, für Vietnamesen nichts verwerfliches, werden beliebte Hotels oder Restaurants ‘kopiert’ und den ahnungslosen Touristen zu dem gleichnamigen anderen Ort gebracht. So wird auch am Kuchen der Erfolgreichen mitgenascht. Es ist durchaus üblich, dass behauptet wird, das Hotel sei geschlossen worden oder sei voll belegt und man kenne ein günstiges gleichwertiges, zu dem man gern gebracht wird. Hinter den Kulissen wird dann natürlich die Verkaufskommission ausgezahlt.

Wer Spass am verhandeln hat, oder es erst lernen möchte für den ist hier ein ideales Pflaster. Als Selbstverständlichkeit angesehen kann man über alle Preise und Dinge verhandeln, wobei mir da die Nebensaison ist sehr zugute gekommen ist. So bin ich mit meinen Reisegefährten schon einige male zu einem sehr günstigen Hotelzimmer gekommen – z.B. ein Dreierzimmer mit durchschnittlichem Standard um weniger als fünf Euro pro Nacht.

Ok, ich geb’s zu, ich neige dazu Vietnam mit China zu vergleichen, aber von China kommend war die anfängliche Ernüchterung über das ach so tolle Vietnam von dem so viel Backpacker schwärmen jedenfalls vorhanden. Bei vielen Rucksackreisenden zählen Bier und Beach Life mit ausgedehnten Parties mehr als Kultur und Geschichte des Landes, für die gibt es entlang der Küste genug Möglichkeiten sich dem Hedonismus hinzugeben. Zwischen den bevölkerten Stränden finden sich auch immer wieder leere Palmen-bewachsene Küstenstreifen, die nur darauf warten erkundet zu werden.

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Vietnam, ein Land mit großer Geschichte, wird häufig nur mit dem Vietnam Krieg der USA (1960′er und 70′er Jahre) in Verbindung gebracht. Tatsächlich aber war das nur das letzte kriegerische Ereignis einer Reihe von vorhergehenden Beanspruchung durch Chinesen (fast 1000 Jahre), Portugiesen, Franzosen und Japanern. Wahrscheinlich ist genau das der Grund warum Vietnamesen heute als stolzes Volk auftritt und einen offenen Umgang mit ihrer Kriegsvergangenheit pflegen. Eine erstaunliche Offenheit wenn man bedenkt, dass diese Ereignisse nur etwa dreißig Jahre zurückliegen - in Mitteleuropa, im speziellen in Österreich, könnte man davon noch einiges lernen.

Noch heute sind die Spuren von Agent Orange in Form von massiven Missbildungen bei den Leuten sichtbar und es ist beeindruckt, wenn man sieht wie entspannt sich die leidtragenden Kriegsopfer mit Amerikanischen Touristen über ihre Lebenssituation unterhalten.

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Fazit: Ein sehr sehenswertes Land mit interessanter Geschichte und schönen Küstenabschnitten, leider schon etwas vom Tourismus verdorben.