Antarktis

Schnee, Eis, kalt, nass - igitt!! Jene die im Urlaub nach Sonne, Strand und Meer suchen, ist der südlichste Kontinent sicher kein geeignetes Ferienziel, für alle die das Besondere wollen, ein wenig Abenteuerlust verspüren und ein paar kleine Unannehmlichkeiten, wie Wind, Wellen und kühle Temperaturen auf sich nehmen, werden sicher nicht enttäuscht.
Es ist nicht ganz einfach in die Antarktis zu kommen. Nicht nur dass man überhaupt erst mal in den äußersten Süden von Südamerika (Australien oder Neuseelands) gelangen muss um von dort aus ein Schiff zu boarden, es ist das Meer selbst das eines der größten Hürden auf dem Weg zum eisigen Kontinent darstellt. Die Drake Passage, ernannt nach dem Weltumsegler Sir Franzis Drake, dort wo sich der Atlantik und Pazifik treffen, ist eine der gefürchtetsten Gegenden für die Schifffahrt und schon bei den früheren Weltumseglern war die See um Kap Horn bekannt für hohe Wellen und wilde Stürme. Auch heute noch begegnet man dem südlichen Gewässer mit hohem Respekt.

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Reise zu den Pinguinen

Mit den Expeditionsschiff MV Ushuaia vom einzigen argentinischen Betreiber legten wir vom Hafen in Ushuaia, der südlichsten Stadt der Welt, ab und es ging gleich mal 35 Stunden durch die besagte Drake Passage, hinter einem Sturmtief her, das uns bis zu 11 Meter hohe Wellen bescherte. Dementsprechend wurden wir durchrüttelt und geschaukelt, man musste sich stets mit beiden Händen anhalten und beim Schlafen die Matratze umklammern, um nicht aus dem Bett zu fallen. Erst am zweiten Tag erreichten wir Antarktische Gewässer und das Meer beruhigte sich zusehends. Ebenso weniger wurden die dutzende seekranken Passagiere, die zum Teil kreidebleich durchs Schiff torkelten oder irgendwo am Boden kauerten. Lustig anzusehen war dabei die dramaturgisch verzogenen Gesichter, der Leute die durchs Schiff wandelten und sich dabei bewegten als würden sie gerade beim ersten Ballett-Vortanzen oder Starmania ihre Begabung beweisen müssen.

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Es war schon fast Ende der antarktischen Schifffahrtssaison, doch es war ein wunderschöner Tag, als die dicken, fremden Vögel in akrobatischen Flugbahnen unserem Schiff folgten und die Sonnenstrahlen uns wärmten wie an einem frühlingshaften Wintertag an dem das Eis zu schmelzen beginnt.
Am späten Nachmittag des zweiten Tages hieß es dann ‘Land in Sicht’, unser erstes Ziel die Südlichen Shetland-Inseln, welche im antarktischen Sommer zum größten Teil eisfrei sind, wurden angepeilt.
Bereits am Schiff konnte man das Geschnatter der Pinguine aus der Entfernung ausmachen, das sich mit einem gehörigen Lautstärke-Pegel über die Insel breitete. Nicht einmal unsere Ankunft mit den Sodiac-Booten tat dem Geschrei einen Abbruch. Kameras wurden auf die kleinen Frack-Träger gerichtet als würde die Englische Queen persönlich antanzen und gierig wurden Fotos geschossen als hätte man noch nie zuvor solche Außerirdischen gesehen. Doch das schien den kleinen Stars nicht auszumachen, ja es ließ sie gänzlich kalt. Gelegentlich passierte es sogar, dass die Jungsters unter den Pinguinen neugierig auf einen zukamen und manchmal interessiert an den Klamotten zupften. Bei den Robben war das eher umgekehrt. Ein mürrisches Grunzen oder Brüllen konnte man sich da schon mal einfangen, kam man einem der dicken Säuger zu nahe. Ansonsten wurde unsererseits aber sehr rücksichtsvoll mit der fragilen Umgebung umgegangen, jedes mal beim Von- und An-Board-gehen wurden unsere Schuhe säuberlichst gewaschen. Unsere Lippen waren beinahe blau und die Zähen halb taub gefroren als wir nach etwa zwei Stunden wieder zurück aufs Schiff gebracht wurden, wo uns eine heiße Dusche und warme Getränke wieder auf Temperatur brachten.

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In der Zeit des Antarktischen Sommers findet eine regelrechte Explosion von Leben im Wasser und an Land statt. Plankton und Grill stellen die natürliche Nahrungsbasis für sämtliche Lebewesen dar und das in Hülle und Fülle. Dementsprechend tummeln sich unzählige Wale, vor allem Buckelwale, Minkwale und Oracas in den antarktischen Gewässern, aber auch verschiedene Arten von Seehunden, Seelöwen, Seeelefanten, Pinguinen und nicht zu vergessen Fischen die wiederum diverse Seevögel anziehen. Ein einzigartiges, sensibles Ökosystem das von derzeit 48 Staaten seit 1959 mit dem Antarctic Treaty (www.ats.aq) versucht wird zu schützen.

Siedlungsgebiete in der Anarktis gibt es abgesehen von den Forschungsstationen keine, wir hatten das Vergnügen die internationale Station Bellinghausen und die ukrainische Station Vernaski zu besuchen, ein Einblick in eine wissenschaftliche Arbeit und Lebensweise unter härtesten Bedingungen.

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Wüste, Vulkane und Dinosaurier-Funde

Es sind nicht nur Tiere die die Menschen veranlasst haben zum kältesten Kontinent zu kommen, vor allem die Forschung über Klimaveränderungen oder Beobachtung der Atmosphäre und der Ozonschicht sind Schwerpunktthemen, aber unbestritten geht auch ein gewisser Reiz und Faszination von diesem unwirtlichen Land aus: Gerade mal 2% der gesamten 14 Mio. Quadratkilometer Landmasse sind eisfrei und genau hier befinden sich 70% der Süßwasservorräte der Welt - in Form von Eis versteht sich, das mit einer Stärke von 4000 m in der Ostantarktis und 2000 m in der Westantarktis wie ein Panzer den Kontinent bedeckt.

Ebenso zu finden sind Wüsten-Täler, Hochgebirge, Vulkane und Landmassen die 800 Meter unter dem Meeresspielgel liegen, sowie Dinosaurier-Überreste aus prähistorischer Zeit, als es noch den Gondwana-Urkontinent gab. Kurios mag auch erscheinen, dass einerseits an einem Platz mit Temperaturen von minus 70°C - die tiefste je gemessene Temperatur lag übrigens bei 89.6 °C unter Null - sich unter der 4 km dicken Eiskappe ein Süßwassersee (der Vostok Lake) mit der Fläche von 10.000 Quadratkilometer und 500 Meter Tiefe erstreckt. Forscher haben hier beispielsweise herausgefunden, dass aufgrund der Reibung des Gletschers entlang des Eises Wärme entsteht, die einen geothermischen Fluss und in Folge einen See erzeugt.

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So hält die Antarktis noch viele Überraschungen zu entdecken bereit und weckt bei vielen einen gewissen Pioniergeist, ein Gefühl, dass einem unweigerlich überkommt wenn man seinen Fuß auf augenscheinlich jungfräulichen Boden setzt, ein Terrain aus Eis- und Schneeflächen das vielleicht noch nie ein Mensch zuvor betreten hat. Eine gewissen Euphorie und (An-)Spannung zugleich, wie beim Überqueren eines spalten-durchzogenen Gletschers im hochalpinen Gelände. Ein Hauch von Abenteuer also in der letzten Bastion der rauen Natur am Ende der Welt.

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Mehr Infos über die Antarktis gibt’s im Internet unter:
http://de.wikipedia.org/wiki/Antarktis